Immer mehr Menschen leiden unter mentalen Belastungen. Was kann man machen, damit sie nicht zur Krankheit werden? Da geht einiges, sagt ein Experte.
Auf den ersten Blick ist es vielleicht nur eine Phase: Dass man sich schon von Kleinigkeiten überfordert fühlt, man sich an nichts mehr erfreuen kann. Doch all dies sind Warnzeichen – und ein deutlicher Hinweis, dass man innehalten sollte.
„Ängste, Depressionen, Suchtkrankheiten oder totale Erschöpfung: Millionen von Menschen leiden unter psychischen Belastungen“, sagt der Psychologe und Buchautor Rolf Schmiel („Toxic Jobs“). Ähnlich wie bei physischen Krankheiten kann man aber auch hier selbst vorbeugen und das Risiko verringern.
Der erste Trick ist der schwerste und einfachste zugleich: „Lerne wieder richtig Pause zu machen!“ rät Schmiel. So wie die Italiener es als „dolce far niente“, süßes Nichtstun, beschreiben. Wobei mit „nichts“ eben auch wirklich „nichts“ gemeint ist: Nämlich vor allem „das Befeuern des Nervensystems“ durch Reize von außen auszusetzen. Also vor allem: Das Smartphone weglegen, rät Schmiel, und keine Reize von außen suchen. Ganz wichtig: Diese Zeit nicht mit Grübeln verbringen, sondern stattdessen versuchen, „runterzukommen“. Das ist ein Prozess, bei dem es hilft, das Gehirn ganz leicht zu beschäftigen.
Wenn wir in Stress kommen, rät Schmiel: „Nicht das Problem lösen, sondern den Moment.“ Anders formuliert: „Wenn du es eilig hast, geh langsam.“ Der größte Irrtum sei, zu meinen, auf der Stelle reagieren zu müssen, wenn die Rechnung vom Finanzamt oder der Anruf vom Chef kommt. Besser ist es jedoch, sich selbst erst einmal zu beruhigen – vielleicht mit einer Klopftechnik, lautem Singen oder kaltem Wasser über den Händen. „Das beste Mittel gegen eine psychische Erkrankung ist eine bewusste Entscheidung zur Selbstfürsorge“, sagt Schmiel.
Um psychisch gewappnet zu sein, hilft es auch, zu lernen, es nicht jedem recht machen zu wollen: „Everybody’s Darling ist everybody’s Depp“, sagt Schmiel. Besser sei es, Grenzen zu setzen, gut zu sich selbst zu sein und den eigenen Akku aufzuladen.
Wie oft? „Mindestens eine halbe Stunde am Tag“, sagt Schmiel. „Wer dafür keine Zeit hat, sollte es mit einer Stunde versuchen.“ Sein Tipp: Von jungen Menschen lernen, die in ihrem Leben Wert auf eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Privatleben legen. Die Generation Z etwa werde dafür oft kritisiert, mache es aber genau richtig. Denn wer Selbstfürsorge betreibt, sei langfristig belastbarer. dpa